Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

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Mel77
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Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von Mel77 » Mo 21. Jun 2021, 07:41

Hallo Ihr Lieben,

in der letzten Zeit geht es mir eigentlich sehr gut und ich bin sehr froh, dass sich mein Alltag insgesamt sehr verbessert hat und ich auch ziemlich gut zurecht komme.

Leider gab es vor eineinhalb Wochen einen Vorfall, von dem ich mich momentan einfach nicht erhole. Ich hatte vor Kurzem eine sehr intensive Behandlung beim Zahnarzt. Zahnärzte sind für mich die schlimmsten Trigger überhaupt. Ich fühle mich dort völlig ausgeliefert, habe Bilder, Flashbacks etc. und komme mit solchen Besuchen überhaupt nicht klar. Die erste Behandlung vor knapp drei Wochen funktionierte nur mit Ach und Krach. Ich musste mich vorher stark programmieren, damit ich das irgendwie überstehe und auch bei der Behandlung selbst, gab es immer wieder Unterbrechnungen. Aber nichts desto Trotz habe ich die irgendwie hinter mich gebracht. Vor eineinhalb Wochen musste ich noch einmal hin, da noch einige Kleinigkeiten gemacht werden müssen. Von dem Tag erhole ich mich zur Zeit einfach nicht. Mir war es schon fast nicht möglich da überhaupt hinzugehen. Ich war schweiß gebadet, voller Angst und Panik und kam auch genau so dort in der Praxis an. In der Praxis war mir vor Angst so übel, dass ich mich fast übergeben musste. Die Zahnärztin hat mich gleich wieder nach Hause geschickt, da sie mich so nicht behandeln konnte.

Seitdem komme ich aus dieser Schleife einfach nicht raus. Ich muss da eigentlich noch einmal hin und weiß überhaupt nicht, wie ich das hinkriegen soll. Schon wenn ich darüber schreibe, zieht sich alles in mir zusammen und die Angst steigt schon wieder. Wie geht ihr mit so etwas um?

Die Angst hört gerade nicht auf. Ich habe ständig das Gefühl, ich muss wieder wegrennen… Das führt jetzt soweit, dass ich meinen Impftermin (Corona) morgen auch nicht wahrnehmen kann. Den soll ich in einer fremden Arztpraxis machen. Der Termin kam über eine Bekannte. Die Praxis befindet sich im 4. Stock (das ist mir viel zu weit vom Ausgang entfernt), ich kenne die Ärzte nicht, fühle mich auch da schon jetzt völlig ausgeliefert und allein der Gedanke, dass mir eine fremde Person, die ich nicht kenne, etwas spritzt, mich anfässt und von meiner Geschichte ja nichts kennt, überfordert mich und das macht ganz viel mit mir. Ich habe den Termin jetzt abgesagt und warte, bis ich das über meinen Hausarzt machen kann.

Kann mir jemand von Euch weiterhelfen oder einen Rat geben? Das sind die Momente, bei denen ich einfach merke, dass ich eben doch anders bin, als andere.

Liebe Grüße Melanie

unterwegs
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Re: Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von unterwegs » Mo 21. Jun 2021, 11:55

Hallo Melanie, ich fühle mit dir. In allen Punkten.

Schreibe später in Ruhe.

Mir bringt jmd knautschbäle aus dem Ort mit. Für Arzttermin am Mittwoch. Lg unterwegs

unterwegs
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Re: Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von unterwegs » Mo 21. Jun 2021, 21:06

Hallo Melanie,
weißt du, was deine stärksten Trigger dabei sind?
Bei mir sind es sehr viele. Todesangst, Angst erstickt zu werden, ausgeliefert sein, nicht mitteilen können... sind die heftigsten. Viele andere noch dazu.

Ganz wichtige Voraussetzungen bei mir:
Volles Vertrauen. Auch in die Helfer/innen. Ansprechen dürfen, wenn eine andere soll. Geduldiger Zahnarzt. Der auf mich hört, zuhört, ernst nimmt. Alles mitteilt, was auf mich zu kommt. Vorher und währenddessen, der sich auch daran hält.
Abgesprochene Handzeichen. Ja, nein, Stopp , ich will was sagen.

Keine Diskussion über meine Gefühle.

Früher auch: Arzthelferin, die sich ihre Hand quetschen ließ. Es ging nur die eine. Sie sicherte mir zu, dass ich das darf.

Spritzen waren Grauen bis zur Schwangerschaft. Ab da geduldige Arzthelferin und kurze Abstände.

Beim Zahnarzt: ich entscheide mit. Wenn ich Betäubung möchte, weil es nicht mehr geht, dann keine Diakussion. Vorher Klärung.

Hilfreich:
Manchmal Musik im Hintergrund, manchmal nicht.

Alte Brille. Wenn es spritzt, ist da ein Schutz da.

Bilder an den Wänden, die mich gut ablenken und nicht triggern.
Termine möglichst morgens. Dann weniger Zeit zum vorher verrückt machen.

Qi Gong im Kopf/Atmung
Sicherer Ort

Diese Stopfen immer wieder raus, damit ich was sagen kann.
Sauger wird vorsichtig genutzt. Stopphandzeichen werden ernst genommen.

Option Volnarkose. Das triggert auch. Ich behalte mir die Option im Hinterkopf. Nutzen Kosten Angst abwägen.

Termine drumherum. So, dass ich abgelenkt, so dass ich mich um mich kümmern kann.
Flashbacks hab ich meinen eigenen Weg. Das istcaktuell wieder Thema. In Gedanken aus der alten Tür raus durch den Ort, ins heute zu Hause rein , ging 2015 gut. Heute fehlt mir das Cortisol Adrenalin dazu.

Öfter in kürzeren Abständen zum Vertrauen aufbauen tut mir gut.

Vor dercReha war ich bei einer anderen. Innerlich Stress pur, zumal mich die Einrichtung getriggert hatte.

Zu neuen Ärzten nehmen ich vor Corona Begleitung mit. Zu dem hier in Reha auch schon mal. Bzw da soll ich Therapeutin anrufen intern und sie leitet Arzt in die Wege. Mittwoch muss ich hin. Hab das heute mit Thera durchgesprochen. Falls er mir noch mal krumm käme, darf ich bei ihr petzen.
Quetschbälle hab ich schon. Hamster zum drücken auch (Hamster wegen Hamsterrad. Das Mistvieh das immer im Kreis rennt kann ich auch mal Wut rauslassen. Ist so rund mit Hamstergesicht)
Was anderes geht vielleicht auch.

Zahnarztkleidung.
Was schmutzig blutig werden darf ( je nachdem was gemacht wird)
Gut anfühlt
Nicht zu gut, nicht Lieblingsstück (schade drum, nicht negativ besetzen)
Achtung Ausschnitt. Dass da keiner ist.
Evtl Rollkragen. Nur an Tagen wo er mich verhüllt, nicht einengt.
Bekomme ich weniger Luft oder fühle mich beklemmt, dann Rundausschnitt.

Für danach Brei oder Suppe vorbereitet haben. Was halt möglich ist, lecker und Nahrung bietet.

Evtl. Handgegenstände falls ich an die Hosentaschen hinkomme.

Kleidung so, dass ich weder friere noch schwitze (Wärme)
In jedem Raum spüren. In manchen geht es besser als in anderen.

Falls das auch triggert: bei Liegeposition darauf achten was mir gut, so dass sie trotzdem gut rankommt. Werde ich zu schnell nach hinten, triggert mich das.

Mel77
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Re: Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von Mel77 » Mi 23. Jun 2021, 06:29

Danke für Deine Worte, unterwegs.

Bei mir ist es in erster Linie dieses Gefühl von "ausgeliefert" sein, nichts tun zu können. Ich muss mich vorher so dermaßen programmieren und selbst das hat beim letzten Termin nicht geholfen.

Ich habe in der kommenden Woche den nächsten Termin, habe aber vorgestern die Zahnärztin per Mail angeschrieben, dass ich mit dem Zahnarztbesuch gewisse Probleme habe, die eigentlich nicht an sich mit der Behandlung selbst zu tun haben, sondern dass es mehr die Gesamtsituation ist. Sie hat mir auch schon geantwortet und der Termin nächste Woche wird erst mal ein reiner Besprechungstermin sein. Sie sagte, es gibt verschiedene Ansätze, die Behandlung fortzuführen. Das möchte sie mit mir durchsprechen. Das beruhigt mich zumindest schon ein bissschen.

Ich bin auch gerade ziemlich erschrocken darüber, was diese Situation an sich auch gerade wieder bei mir auslöst und dass sie mich seit Tagen so aus de Konzept bringt. Ich hatte so etwas jetzt echt schon lange nicht mehr.

Liebe Grüße Melanie

unterwegs
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Re: Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von unterwegs » Mi 23. Jun 2021, 12:50

Hallo Melanie,
ich fühle mit dir.

Auch das mit dem Auslösen. Hier ist ein ganz toller Oberarzt. Einen Satz bringt er Standard an viele. Weder er noch Anwesende Therapeutin haben da drüber nachgedacht, sagt er ja jedem. Was das bei mir ausgelöst hat, war enorm. Unbeschreiblich im Moment.

Bei Zahnärzten noch mal körperlichpsychisch heftiger. Ohne Absprachen bei denen sich der Arzt und alle Anwesenden zuverlässig daran halten, könnte ich gar nicht erst hin.

Mein Gyn weiß noch nix vom MB. Mein Zahnarzt weiß es . Sonst wär das echt nicht möglich. Bei Eigen-Porgrammierung bekomm ich Maulsperre. Ich beiße schon Tage vorher so fest die Zähne zusammen (wörtlich und sprichwörtlich), so dass ich den Mund nicht aufbekomme. Das tut mehr weh, was sofort wieder triggert.

Dass deine Zahnärztin so geantwortet hat, freut mich sehr. Besprechen kann echt helfen. Vom medizinischen her, als auch von klaren überschaubaren Notsignalen, Handzeichen.

Susa
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Re: Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von Susa » Di 29. Jun 2021, 10:32

Hallo Mel,
das mit der Zahnärztin und der E-Mail finde ich schon einmal
sehr gut. Beim Besprechen würde ich ganz offen über die
Probleme reden, auch das deine Reaktionen von früher
herkommen vom MB.
Ich habe gemerkt, wenn die Ärzte das wissen, können sie
sich das besser verstehen. Sie fragen auch dann, was wäre
möglich um es dir zur erleichtern. Ich fand es einfach ganz
wichtig mit den Ärzten/innen darüber zu reden. Ich fahre
mit der Methode am besten.
Viel Kraft und Mut
LG Susa
Probleme sind da um gelöst zu werden

Mel77
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Re: Rückschlag - Achtung, könnte triggern...

Beitrag von Mel77 » So 4. Jul 2021, 17:35

Hallo Susa,

lieben Dank für dein Feedback. Ich habe mittlerweile ein Gespräch mit der Zahnärztin gehabt. Das war auch ganz gut. Muss jetzt trotzdem noch mal schauen, wie ich das hin bekomme. Denn ich habe selbst beim Gespräch schon wieder gemerkt, wie eng mir das schon wieder alles wurde und dieser Zahnarztstuhl ist irgendwie ein ziemlicher Trigger für mich.

Liebe Grüße Melanie

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