Zahlen

Sexuelle Gewalt an Frauen mit Behinderung

Dass gerade Menschen mit Behinderung häufig Opfer von sexueller Gewalt werden, zeigte z.B. Aiha Zemp 1997 in ihrer Studie. Sie befragte Frauen mit Behinderung zu bisherigen Gewalterfahrungen. Hierbei zeigte sich, dass 44% berichteten, auf unangenehme Weise an intimen Stellen berührt worden zu sein und 29% von sexueller Gewalt berichteten.

Auch nach einer Studie der Universität Bielefeld von 2012 waren Frauen mit Behinderung allen Formen von Gewalt häufiger ausgesetzt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. So zeigte sich, dass ein großer Teil der Frauen bereits in Kindheit und Jugend häufigeren und schwereren Übergriffen ausgesetzt waren als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. Außerdem waren sie zwei- bis dreimal häufiger sexuellem Missbrauch in Kindheit und Jugend ausgesetzt, gehörlose Frauen zu 52%, blinde Frauen zu 40%, psychisch kranke Frauen zu 36% und körper-/mehrfachbehinderte Frauen zu 34%.

Es wird dabei ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Gewalt und Behinderung vermutet. Mädchen und Frauen mit Behinderung haben ein höheres Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Andersherum hat ein Mädchen oder eine Frau mit Gewalterfahrungen ein höheres Risiko, gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erfahren. Eine hohe Betroffenheit durch Gewalt zeigt sich auch im Erwachsenenalter. Hier berichten 68-90% von psychischer Gewalt und psychisch verletzenden Handlungen im Erwachsenenleben (45% im Bevölkerungsdurchschnitt). Von körperlicher Gewalt berichten 58-75% (im Vergleich zu 35% im Bevölkerungsdurchschnitt). Erzwungene oder sexuelle Handlungen haben 21-43% erlebt (13% im Bevölkerungsdurchschnitt). Sie waren also zwei- bis dreimal häufiger betroffen. Gehörlose und psychisch erkrankte Frauen waren hier am häufigsten betroffen.

Sexuelle Gewalt an Männern mit Behinderung

Über diese Thematik ist erschreckend wenig bekannt. Hard (1987) befragte Männer mit Behinderung: 32% gaben an, sexuelle Gewalterfahrungen gemacht zu haben. Es wird  angenommen, dass die Dunkelziffer hier besonders hoch ist und dass insgesamt von deutlich mehr sexuellen Übergriffen auf behinderte Männer auszugehen ist.


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